Das Jahr fing nicht gut an: Menschen, die in ihrem letzten Lebensabschnitt behutsam begleitet werden, müssen jetzt umziehen.
Während die Menschen in weiten Teilen des Heidekreises seit Wochen gegen Hochwasser kämpfen und reichlich Sachschaden entstanden ist, blieb das Hospizhaus Heidekreis in Dorfmark verschont. Dafür aber führte kurz nach dem Jahreswechsel eine defekte Frischwasserleitung in dem Gebäude zu einem erheblichen Schaden. Die Ursache war schnell gefunden und behoben, die Folgen sind jedoch immens: “Wir rechnen mit Sanierungsarbeiten, die sich bis zum Sommer hinziehen werden”, so Einrichtungs- und Pflegedienstleiterin Dörthe Gallus. Weil sich die Reha-Klinik Fallingbostel bereit erklärt, Räumlichkeiten herzurichten, ziehen die Hospizhaus-Gäste demnächst um.
Nur ein paar Wasserflecken entdeckt
“Zuerst haben wir nur ein paar Wasserflecken entdeckt”, berichtet Dörthe Gallus. “Es sah gar nicht schlimm aus, es roch auch nicht ungewöhnlich.” Dann aber stellte sich heraus: Nach einem Defekt hatte sich Wasser unsichtbar breitgemacht, die Böden müssen aufwendig saniert werden. “Eine solche Situation trifft uns und unsere Gäste natürlich hart”, so die Einrichtungsleiterin. Die Begleitung schwerkranker und sterbender Menschen in ihren letzten Lebenswochen ist sensibel. “Baulärm wollen wir unseren Gästen nicht zumuten.” Sofort sei für das Team klar gewesen, die Pflege und ärztliche Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner dennoch fortführen zu wollen. “Durch die lauten Trocknungsgeräte und die Handwerksarbeiten ist eine gleichzeitige Pflege der Gäste im Koppelweg jedoch nicht möglich.”
Reha-Klinik als Retterin in der Not
In einem Gespräch mit Landrat Jens Grote seien Alternativen erörtert worden. Schließlich kam die Klinik Fallingbostel, Zentrum für spezialisierte Rehabilitation, ins Spiel. “Geschäftsführer Wilfried Bissel zögerte nicht und bot auf direktem Wege mehrere Räume an, um den Fortbetrieb des Hospizhauses zu ermöglichen”, berichtet Dörthe Gallus, “wir sind überaus dankbar für diese großzügige Form der Unterstützung.” Die Klinik mache es während der Sanierungsmaßnahmen in Dorfmark möglich, die Gäste weiterhin in einem sicheren Umfeld zu betreuen. Inzwischen ist auch klar: Die Versicherung übernimmt die Kosten für die Sanierung.
Damit zwei komplett unterschiedliche Versorgungsformen nebeneinander funktionieren, werden derzeit unter anderem technische Voraussetzungen geschaffen. Der sogenannte Schwesternruf wird beispielsweise gezielt so gesteuert, dass Hospizhaus-Gäste die richtigen Mitarbeitenden erreichen. Im Mitteltrakt der Klinik, in dem ein separater Bereich mit mehreren Zimmern zur Verfügung steht, werden auch sanitäre Bereiche angepasst. Die Infrastruktur ist optimal: Verpflegung kommt aus der Klinikküche, die hauseigene Wäscherei kann mit genutzt werden.
Ortswechsel soll noch im Januar erfolgen
Mit diesen Maßnahmen können Reha-Patienten, die nach oft schwerer Erkrankung auf dem Weg in ihr “neues” Leben sind, neben Menschen versorgt werden, die eine palliative Pflege am Lebensende mit würdevoller und lindernder Behandlung bekommen sollen. “Wir werden mit unseren Patienten reden”, sagt Klinik-Geschäftsführer Bissel, “um all das zu erklären.” Der vorübergehende Ortswechsel soll noch im Januar erfolgen. Zurzeit zählt das Hospizhaus sechs Gäste.
Das Hospizhaus Heidekreis will auf seiner Webseite www.johanniter.de/johanniter-seniorenhaeuser/standorte/hospizhaus-heidekreis regelmäßig über den Stand der Dinge aufklären. Alle Kontaktdaten bleiben unverändert: (05163) 291530; Fax (05163) 2915329; E-Mail info-hospiz-heidekreis@jose.johanniter.de. Seit mittlerweile fünf Jahren ermöglicht die Einrichtung unter der Regie der Johanniter schwer erkrankten Menschen ohne Aussicht auf Heilung eine würdevolle und geschützte Atmosphäre für palliative Pflege. Betroffene, ihren Angehörigen und Freunde können Zeit gemeinsam verbringen und Abschied nehmen. Neben hauptamtlich tätigen Mitarbeitern aus Pflegekräften, Ärzten, Seelsorge und Hauswirtschaft unterstützen zahlreiche Ehrenamtliche die Arbeit.