Nachhaltigkeit
Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Öffentlichkeit teilweise überlagert von Protesten der letzten Generation, „Klimaklebern“ auf den Straßen großer Städte und von „Fridays for Future-Bewegungen“. Sicherlich ein Grund dafür, dass dieses wichtige Thema in den deutschen Kliniken noch nicht gänzlich in den Fokus geraten ist.
Auch wir als Klinik Fallingbostel waren zurückhaltend und hatten das wirtschaftliche Potenzial zunächst unterschätzt. Bei näherer Betrachtung geht es jedoch um die Dimensionen „Wirtschaft“, „Menschen“ und „Umwelt“. Zielfelder, mit denen wir uns als Rehaklinik auch täglich beschäftigen.
Intern hat die Nachhaltigkeit an Fahrt aufgenommen, als wir eine Einladung zur Teilnahme am bundesweiten Klimaschutzprojekt „KLIK green“ erhalten haben. An diesem Projekt – vom BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) geleitet – haben insgesamt 250 Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen teilgenommen. Projektziel war es, innerhalb der Projektlaufzeit mindestens 100.000 Tonnen CO2 einzusparen. Im Projekt wurden beschäftigte Fachkräfte kostenlos zu Klimamanager:innen qualifiziert, um konkrete Klimaschutzziele für die Einrichtungen festzulegen, Maßnahmen zu planen und umzusetzen (inklusive Projektmanagement).
Die Einsparungen erfolgten in den Bereichen Energie, Beschaffung, IT, Logistik, Abfallvermeidung und Speiseversorgung. Dank der Schulungen und Themenworkshops, unter anderem zu Fördermöglichkeiten, und der erfolgten Vernetzung mit anderen Kliniken ist es uns gelungen, diverse erfolgreiche Projekte strukturiert anzugehen.
Im Bereich Energiemanagement haben wir im Dezember 2022 ein neues Blockheizkraftwerk mit einer Eigenerzeugung von knapp 650.000 kWh in Betrieb genommen. Die Anschußfinanzierung erfolgte über landesweite Fördermittel.
Ende November 2023 konnten wir trotz frühzeitiger Beauftragung im September 2022 unsere Photovoltaikanlage an das öffentliche Stromnetz anschließen, die pro Jahr circa 200.000 kWh produziert. Durch diese beiden Komponenten reduzieren wir um 80 Prozent unseren Stromverbrauch und verringern unseren CO2-Ausstoß um 221 t CO2.
Herzensprojekt: „Zu gut für die Tonne“
Unser Vorzeige- oder Herzensprojekt ist allerdings die Teilnahme an der bundesweiten Kampagne „Zu gut für die Tonne“. Die kostenlose Kampagne ist besonders geeignet für Kliniken, die das Essen in Buffetform anbieten. Im Kern geht es darum, die Patienten auf die Lebensmittelverschwendung hinzuweisen, zu sensibilisieren und das Nutzerverhalten positiv zu beeinflussen. Die Patienten werden mehrfach während ihres Aufenthaltes mit drei Botschaften angesprochen: „Verlassen Sie nie den Speisesaal mit knurrendem Magen“, „machen Sie sich den Teller nicht zu voll und gehen einmal öfter zum Buffet“ und „geben Sie leere Teller zurück“. Und das mit Erfolg: Die berühmte „Schweinetonne“ ist nur noch halb so voll und wir sparen pro Jahr nur durch gezielte Ansprache ca. 60 t CO2 und haben unsere Lebensmittelausgaben reduziert.
Aktuell prüfen wir die Einführung eines Bestellsystems für Mitarbeitende und Patienten, dass an das Warenwirtschaftssystem angebunden wird.
Weitere Projekte seit 2021 im Überblick:
- Fensteraustausch mit Sonnenschutz und höchstem energetischen Standard im Mitteltrakt – CO2-Einsparung von 95,5 t CO2
- Erneuerung der kompletten Gebäudeleittechnik
- Austausch der Lüftungsanlagen und Einbau einer neuen Klimatechnik*
- JobRad-Einführung mit mittlerweile mehr als 30 „Jobradlern“ – CO2-Einsparung von 16,53 t CO2 pro Jahr
- E-Dienstwagenleasing für Mitarbeitende inklusive kostenloser Lademöglichkeit (Strom aus eigener Photovoltaikanlage, nachts werden die Ladesäulen mit grünem Strom versorgt).
Austausch der Druckerlandschaft mit Wechsel von Tonern auf Tintenstrahl– CO2-Einsparung von 6,02 t CO2 pro Jahr - Zusammenlegung der Kühlhäuser im Wirtschaftsbereich – CO2-Einsparung von 0,53 t CO2 pro Jahr
- Abschaffung der Coffee-to-go-Becher in der Cafeteria – CO2-Einsparung von 0,12 t CO2 pro Jahr
- Einsatz neuer Reinigungsmittel – Reduzierung von neun auf fünf Reinigungsmittel, Mehrwegflaschensystem über Dosieranlage.
*Die ersten drei Maßnahmen wurden über bundesweite Fördermittel mit einer Förderquote von 85 Prozent gefördert (Förderprogramm „Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen“ – Projektträger Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH)
Als Fazit ist festzuhalten, dass es sich lohnt, in Nachhaltigkeit zu investieren. Nachhaltigkeit ist „en voque“ und mehr als attraktiv.
Bild:
Tobias Schuchhardt
Verwaltungsleiter & Klimamanager